Theater | Magazin - Spielzeit 22/23

101 Fräulein Julie (Fröken Julie) Naturalistisches Trauerspiel von August Strindberg mit Judith Rosmair und Dominique Horwitz Regie / Fassung: Torsten Fischer Produktion: Renaissance-Theater Berlin / EURO-STUDIO Landgraf Fräulein Julie, Tochter eines Grafen und Gutshofbesitzers, ist zwar privilegiert, würde aber am liebsten das enge Gefängnis der Standesgrenzen sprengen. Diener Jean träumt dagegen von sozialem Aufstieg und Prestige. Beide vereint die unbefriedigte Sehnsucht nach Freiheit, Liebe und das verzweifelte Streben nach Individualität. In der erregenden Atmosphäre der Mittsommernacht lassen sie sich auf ein gefährliches Liebesspiel ein, das zwischen Begehren und Abweisung, Macht und Ohnmacht oszilliert. Julie und Jean suchen die Flucht nach außen, verirren sich aber im Inneren ihrer Gefühle und Wünsche. Strindbergs 1888 entstandenes und damals als Skandal empfundenes Stück über den Kampf zwischen Mann und Frau, der zum Kampf mit sich selbst führt, zählt mittlerweile nicht nur zu den meistgespielten Werken des schwedischen Schriftstellers, sondern auch zu den Klassikern der modernen Beziehungsdramatik überhaupt. Freitag 21. April 2023 20.00 Uhr Die Aufführung besticht durch eine faszinierende Einheit, die sich eine eigne Wirklichkeit schafft. Dazu zwei brillante Schauspieler, die mit ihrer Präsenz auch diesen Drahtseilakt mühelos in eine Traumwelt versetzen. Theater als Fiktion, das sich immer wieder neu erfindet. HAMELN Richard Peter, DEWEZET Foto: © Gio Loewe EIN DEUTSCHES LEBEN von Christopher Hampton mit Brigitte Grothum als Brunhilde Pomsel, Sekretärin von Joseph Goebbels Inszenierung: Philip Tiedemann Musik & Tondokumente: Henrik Kairies Eine Produktion des Schlosspark Theaters, Berlin Durchführung und Organisation der Tournee: Neues Globe Theater, Potsdam Brunhilde Pomsel, Berlinerin, 1911 geboren und aufgewachsen im Berlin der 20er Jahre, arbeitete als Sekretärin für einen jüdischen Rechtsanwalt und dann ab 1933 in der Abteilung Zeitfunk der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft. Für diese Anstellung musste sie in die NSDAP eintreten. 1942 kam sie ins Büro von Reichspropagandaminister Joseph Goebbels. Sie war keine flammende Anhängerin der Nazis; sie war, wie sie sagte, völlig unpolitisch. „Nur eine ansteckende Krankheit hätte mich davor bewahren können“, erklärt Pomsel zu diesem Stellenwechsel. „Und doch fühlte ich mich geschmeichelt, weil es eine Auszeichnung war, die schnellste Stenotypistin des Rundfunks.“ Pomsel blieb bis zum Kriegsende Goebbels Sekretärin. Im Luftschutzkeller unter dem Propagandaministerium verbrachte sie die letzten Stunden mit ihrem Chef und seiner Familie – bis zum Mord an den gemeinsamen sechs Kindern und dem Suizid von Joseph und Magda Goebbels. Noch im Bunker wurde sie von den sowjetischen Truppen aufgegriffen. Nach fünfjähriger russischer Gefangenschaft setzte sie ihre Karriere als Chefsekretärin bei der ARD fort. Sonntag 23. April 2023 18.00 Uhr Dieses grandiose Solo basiert auf Gesprächen und Vorgesprächen für den Film „Ein deutsches Leben“ (2016), die Brunhilde Pomsel im Alter von 102 Jahren führte. Sie erzählt als Zeitzeugin mit exzellentem Erinnerungsvermögen aus ihrer Sicht, aus der Sicht der „unpolitischen Mitläuferin“, ein wichtiges Stück Zeitgeschichte. Brigitte Grothum brilliert in der Rolle von Goebbels Sekretärin … Mit Spannung verfolgt man ihr sensationelles Bühnensolo … nuanciert und beklemmend. Berliner Morgenpost Foto: © DERDEHMEL / Urbschat

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