Aus der räumlichen Enge des Theaters und des kleinen Orchestergrabens machte man eine Tugend: das Orchester war hinter der nur angedeuteten „Bühne“ aufgestellt, durch einen Gaze-Vorhang gut zu sehen. Und hier spielte nun erneut ein Orchester, das im lippischen Raum – und auch in Hameln – wohlbekannt ist: die Nordwestdeutsche Philharmonie unter Frank Beermann, einem der großen Wagner-Spezialisten. Diesen bewährten Musikern ist vor allem das Gelingen dieser Aufführungen zu verdanken, denn Wagners Musik erklang sehr direkt, hörbar in allen Details. Sie gelang in den Vor- und Zwischenspielen, etwa in „Siegfrieds Rheinfahrt“ und besonders in der großartigen Trauermusik zum wahren Klang-rausch.
Wie bei den vorausgegangenen Teilen hatte Gerd Heinz, ein Altmeister der Regiekunst, die Inszenierung besorgt. Er kennt sich in dem Haus mit seinen begrenzten Möglichkeiten aus, verzichtete auf großen optischen Aufwand und konzentrierte sich auf eine nachvollziehbare Personenführung. Weil die Sänger direkt vor dem Publikum agierten, war auch eine gute Textverständlichkeit gegeben. So nahm man etwa die sonst häufig nur ungenügend verständliche Nornen-Szene wirklich wahr und hörte deutlich die Worte „Weißt du, wie das ward?“
Die Auseinandersetzungen der handelnden Personen im zweiten Aufzug wurden zu echter Dramatik. Dafür musste man etwa in den Schlußszenen des Werks auf manches verzichten: der Scheiterhaufen entfiel, das Ende der Götter musste man sich denken. Vieles wurde durch gekonnte Vi-deo-Einspielungen (Matthias Lippert) ersetzt.
Hervorragende Solisten waren zu hören, etwa in den kleineren Partien Kathrin Göring (Waltraute), Frank Blees (Alberich), Magdalena Anna Hofmann und Renatus Mészár (Gibichungen-Paar), besonders auch Tiina Penttinen, Christine Buffle und Julia Bauer als Nornen und Rheintöchter, allesamt mit hochwertigem stimmlichen Material.
Eine Meisterleistung bot Andreas Hörl als finsterer, überzeugender Hagen mit sonorem, voll tönendem Bass. Tenoralen Glanz verströmte Thomas Mohr als Siegfried: in dieser Partie kann man auch ganz leicht und kantabel singen, dazu glaubwürdig spielen, im Quartett mit den Rheintöchtern sogar amüsant. Die Krone aber gebührt Dara Hobbs, die sich in der langen, stimmmordenden Partie der Brünnhilde als vielversprechende Wagner-Interpretin glanzvoll präsentierte.
In der „Götterdämmerung“ tritt erstmals der Chor in Erscheinung, und hier bewährten sich als „Wagner-Chor Minden 2018“ Sänger aus verschiedenen Ensembles mit hochwertigen Leistungen. Da sie im Hintergrund aufgestellt waren, erschienen leider die reizvollen Szenen im zweiten Aufzug etwas blass.
Die „Götterdämmerung“ wird noch einmal am 23. September zu erleben sein. Und im kommenden Jahr gibt es zweimal den kompletten „Ring“. Die Fahrt nach Minden dürfte sich lohnen!