Minden (kr). Ein Mann steht auf der Bühne im Rampenlicht und greift zum Mikrofon. „Das Stück spielt in der Erinnerung. Ich bin der Erzähler des Stücks. Und ich spiele auch eine Figur darin“, sagt er mit leiser, monotoner Stimme. Während er das sagt, öffnet sich erst langsam der Bühnenvorhang, dann ein zweiter Vorhang aus weißen, halbtransparenten Stoffbahnen, der den Blick frei gibt auf die Erinnerungen des Mannes an sein Leben mit seiner Familie. Besser gesagt: an das, was davon übrig blieb, nachdem der Vater sie verlassen hatte. Sie, das sind Tom Wingfield, der Erzähler, seine Mutter Amanda und seine Schwester Laura. Tennessee Williams hat das Stück „Die Glasmenagerie“ mit dem Untertitel „Ein Spiel der Erinnerungen“ geschrieben, 1944 wurde es uraufgeführt. Im Stadttheater war der symbolträchtige und heute wie damals hochaktuelle Stoff in der brillanten Inszenierung von Katharina Thalbach für das Theater am Kurfürstendamm, Berlin, zu erleben.
Für die Besetzung der weiblichen Hauptrollen hat Thalbach auf ihre eigene Familie gesetzt: Tochter Anna Thalbach spielt Amanda und Enkelin Nellie Thalbach deren Tochter Laura. Beide füllen ihre ganz und gar unterschiedlichen Rollen mit einer unglaublichen Intensität und Hingabe grandios aus. Der einzige Mann im Hause Wingfield wird geradezu brillant von Louis Held verkörpert. (…)
Begeisterter Jubel für zweieinhalb großartige Stunden hochdramatisches Theater mit einer fein dosierten Prise Heiterkeit. Louis Held und die beiden Thalbachs in den Hauptrollen haben die von Williams komplex gezeichneten, ganz unterschiedlichen Figuren brillant herausgearbeitet und durch ihr intensives und leidenschaftliches Spiel erlebbar gemacht. Ein großes Vergnügen allerersten Ranges.
Foto: Kerstin Rickert (© Kerstin Rickert)
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